Heute vor einer Woche habe ich mich in meinem kleinen Auto auf den Weg in meine Heimatstadt gemacht. Ein süßer kleiner Kurort am Fuße des Kyffhäusergebirges. Unser Jahrgang hatte 40 Jahre Schulabschluss und meine Freundin und ihr Mann (beide aus meinem Jahrgang und aus der gleichen Schule) hatten zum Klassentreffen eingeladen.
Ein Klassentreffen ist für uns – also meine alten Schulkameraden – eigentlich nichts außergewöhnliches, da wir es seit dem Schulabschluss im 5-Jahres-Rhythmus feiern.
Es gibt 2 Gründe dafür, dass wir das so regelmäßig durchführen:
- Aus unseren Reihen hat sich ein Ehepaar gefunden, die die Organisation seit Ende der 70er fest in der Hand haben. Zwei wunderbare, warmherzige und treue Menschen. Ich bin stolz darauf, dass sie meine Freunde sind! Zwischen uns hat sich eine Freundschaft entwickelt, die weder ständige Treffen, noch einen Status-Austausch braucht. Sie kommt einfach aus dem Herzen! Ganz egal, wann man sich das letzte Mal gesprochen oder gesehen hat. (Fühlt euch umarmt und geknuddelt!)
- Unser Jahrgang war in 3 Klassen aufgeteilt ( die A, B und C). Im 10. Schuljahr wurde die C-Klasse auf die A und B aufgeteilt. So entstand durch die Teilung einer Klasse eine enge Verbindung der gesamten Stufe. Ein toller Effekt. Wir waren plötzlich alle Eins! Und dieses Gefühl haben wir heute noch!
Nun war mir auf meiner Fahrt zum Klassentreffen schon etwas mulmig. Natürlich habe ich mich sehr darauf gefreut, doch begleitete mich auch eine kleine Angst davor, wieder an den Ort zurück zu kehren, an dem ich das letzte Mal sooooo traurig war …. Vor 2 1/2 starb meine Mutter und die Zeit davor war ich oft bei ihr. Die letzten Erinnerungen an mein Heimatstädtchen waren also nicht so schön.
Ich durfte bei meinen Freunden übernachten und die Zeit mit ihnen zu verbringen (vor allem mit meiner Freundin), tat mir gut. Mein Herz musste dort nicht traurig sein …..
Den ganzen Samstag verbrachten sie und ich in Erfurt. Auch dort waren so viele Erinnerungen an meine Mutter. Aber es hat mich nicht melancholisch gemacht. Wir hatten viel Spaß, haben einiges gekauft und gut gegessen …. waren also bestens gerüstet für das Klassentreffen am Abend.
Ich war vor 10 Jahren das letzte Mal dabei …. na ja …. in der Zeit von Mitte 40 zu Mitte 50 passiert schon so einiges. Hatte ich doch vor 10 Jahren den Eindruck, manch einer sieht noch genauso aus wie mit 20, waren nun wirklich bei jedem “Lebensspuren” sichtbar. Das Leben läuft! Das ist uns allen bewusst! Und jeder hatte auch – je nach Lebensgeschichte – eine ganz besondere Ausstrahlung. Ich denke, die Wiedersehensfreude war bei allen groß. Wir haben viel miteinander gelacht, gegessen, getrunken und getanzt. Besonders süß fand ich, dass der DJ aus unserer Jugend engagiert wurde. Der hatte zwar nix Neues dabei, da er noch CD’s auf- bzw. einlegte, doch das tat unserer Feierlaune keinen Abbruch.
Bevor das Abfeiern richtig los ging, hatte der DJ noch eine Überraschung für uns: Einen Werbefilm über unsere Heimatstadt von 1979 mit dem Titel: “Kurkonzert und Kalaschnikow”. Die Stadt wurde als Kurstadt und als NVA-Stützpunkt vorgestellt. Ich fand das einerseits sehr lustig, die gestellten Interviews in schwarzweiß und schlechter Tonqualität zu sehen, andererseits kamen Erinnerungen darüber hoch, wie uns dieses System zu einer leicht steuerbaren Einheitsmasse verschmelzen wollte und was man uns für “Mist” erzählt hat. Leider ist das mit den “mistigen” Informationen auch in diesem System nicht viel anders. Nur die Verpackung ist “netter”.
Aber zurück zu den Menschen, mit denen ich meine Kindheit verbracht habe. Liebe Menschen, die so manchen schweren Schicksalsschlag einstecken mussten. Ich habe an diesem Abend nicht nur viel gelacht, sondern auch mit manch einem geweint. Und die Tränen taten besonders gut.
Es war ein Abend voller Emotionen! Ein Raum voller Leben! Stunden voller Verbundenheit! So zumindest ist meine Empfindung dazu. Wir haben bis in die Morgenstunden gefeiert und Sonntagmittag bin ich mit Tränen in den Augen und einem Bauch voller Gefühle wieder abgereist. Ich habe an diesem Wochenende so viel Warmherzigkeit gespürt. Dafür bin ich sehr dankbar!
Hier zeige euch noch einen Dankesbrief von einem Klassenkameraden aus 2002. Es ist so wunderschön geschrieben …. und es ist so wahr ….
